Bayer Leverkusen - 1. FC Köln 2:0

"Allez, allez, Deutscher Meister FC ....."

Samstag, 8.5.2004, 12.00 Uhr. Nachdem es fast 36 Stunden ununterbrochen geregnet hat, ist es jetzt trocken, aber verdammt kalt. Aber heißt es nicht, im Pillenstadion gäbe es Heizstrahler? Aber die werden die doch wohl nicht im Mai anstellen? Also Rollkragenpulli und Regenjacke anziehen, oder doch vielleicht neues KL-T-Shirt und dicke Jacke? Die Nachfrage in Köln ergibt: Auch da ist es kalt. Also: dicke Jacke, die Heizstrahler werden ja wohl nicht an sein.

Katrin erscheint dann auch pünktlich, d.h. fünf Minuten zu spät. Eigentlich sollen wir um 14.00 Uhr in Merkenich sein, aber heute will wohl wieder jeder nach Köln, und warum ausgerechnet an einem Samstagnachmittag aus einer dreispurigen Autobahn eine einspurige werden muss, werde ich nie begreifen. Irgendwie schaffen wir es dann doch so einigermaßen pünktlich und mit Jupp, seinem Sohn Thorsten und Kuhni machen wir uns auf den Weg in die Stadt an der Autobahn.

Ich bin richtig neugierig auf den Erlebnispark Haberland, aber Haberland stimmt ja garnicht mehr. Bisher hatte ich das neue Stadion noch nicht betreten. Nein, nein, nicht aus gesundheitlichen Gründen, der Kfc Uerdingen durfte im letzten Jahr nur auf dem Nebenplatz, mit eigener dreisitziger Sitzplatztribüne für Rainer Callmund, einen Sieg gegen die gehassten Amateure der Werkself einfahren.

Jupp beschert uns noch eine kleine Dorfrundfahrt, bei der er uns die moderne Architektur der Chemiestadt erklärt. Ich bin richtig angetan vom Flair dieser aufblühenden Kulturstadt. Die Autos werden abgestellt und es geht vorbei an einem wunderschönen Bach mit glasklarem, braunem Wasser. Jupp erzählt irgendwas von Fischen, hab ich aber leider vergessen. Auf diesem Gelände sollen sich 2005, dem Jahr des 75jährigen Stadtjubiläums, (deshalb feiert der Werksclub auch in diesem Jahr sein Hundertjähriges) die Pforten zur Landesgartenschau öffnen. Nicht in einem vorhandenen Stadtpark mit jahrhundertealtem Baumbestand, nein auf dem Gelände der abgedichteten Altlast des Pillen-Werkes. Direkt am Rhein, unterhalb der Autobahnbrücke, neben der imposanten Industriekulisse der Pillen AG.

Nach ca. 10 Minuten erreichen wir den gewaltigen Komplex des Erlebnisparks und treffen dort noch auf Caruso und Eschi. Family-Street und Rainer Callmunds Feinschmecker-Restaurant, auch Mc Donalds genannt, bleiben uns erspart, dafür werden wir von einem Riesenaufgebot von Werkschutzleuten begrüßt. Eine junge Dame bittet mich freundlich, aber bestimmt, meine Taschen zu leeren. Sie müsse hineingreifen und möchte nicht, dass etwas zerbricht. Auch meinen Fotoapparat muss ich öffnen. Auf meine Frage: "Warum das denn?", bekomme ich die Antwort: "Es gibt jetzt inzwischen Foto-Kameras, mit denen man fünf Minuten lang Fotos machen kann. Und das erlaubt der DFB nicht ...". Was man beim Werkschutz nicht alles lernt.

Katrin muss sich unbedingt noch eine Bratwurst holen. Ich bitte sie, auf ihre Gesundheit zu achten, denn wer weiß, was hier alles in der Wurst mitverarbeitet ist. Langsam steigen wir dann die Stufen unseres Blocks hinauf. Ich kann mich nur staunend umsehen. Ein gewaltiges Stadion, besonders imposant die verschiedenen VIP-Clubs. Naja, es passen ja auch immerhin 22.000 Zuschauer hinein. Und dann sehe ich sie, die Heizstrahler. Direkt über uns befindet sich einer. Sofort wird es wohlig warm um uns herum. Der einzig halbwegs gefüllte Block ist unser Gästeblock, aber so fünf Minuten vor Anpfiff füllen sich dann doch so nach und nach die anderen Ränge.

Im Pillenfanblock wird dann schon mal das "Täfelchenhochhalten" geübt. Ist ja auch ganz schön schwierig zu begreifen, wann man das denn nun hochzuhalten hat. Beim Einlaufen der Mannschaften kommen wir dann in den Genuss dieser wirklich nicht schlechten (diesmal ist es wirklich keine Ironie) Choreo. Der "Arbeitskreis Stimmung" hat sich was mit "Goatbusters" einfallen lassen. Nur schade, dass es nicht handgemalt, sowie bei uns, ist. (Vielleicht kann mir mal jemand erklären, was das eigentlich bedeuten sollte. Ich hab das nämlich nicht verstanden.)

Marcel Koller schickt eine ziemlich defensive Mannschaft auf's Spielfeld. Unsere Lieblinge Scherz und Springer sind selbstverständlich wieder dabei. Es geht ganz schön flott los und der FC gerät ganz schnell unter Druck. Den Fans auf der anderen Seite wird erstmal klargemacht: Ihr werdet nie Deutscher Meister. Ob sie etwas zu antworten haben, kann man leider nicht verstehen. Stimmt mit der Beschallungsanlage etwas nicht?

Podolski haut in der 6. Minute Richtung rechtes Eck, Butt hat etwas Mühe. Schröder versucht erstmal, wie weit man denn heute beim Schiedsrichter gehen kann und säbelt
Schneider im Strafraum um, aber Herr Koop lässt weiterspielen. Dann passiert es in der 20. Minute. Fritz geht allein auf und davon und schießt den Ball, für Wessels unhaltbar, in den linken Winkel. Und nun werden die Fc-Fans so richtig wach. Bis zur Halbzeitpause geht die Dauerschleife. Aus: "Allez, allez, erster Fußballclub Köln" wird: "Allez, allez, deutscher Meister FC." Können wir uns ja schließlich erlauben, wir sind schließlich dreimal Deutscher
Meister geworden. Ist zwar schon was länger her, aber was soll's?

Die Mannschaft versucht, ihrerseits auch etwas zur Stimmung beizutragen, aber es gelingt ihr nicht. Die Werkself ist deutlich besser. Wer gut gefällt, ist Sinkiewicz. Nach der Pause geht es nicht viel besser weiter. Koller hat Kringe für Sinkala gebracht. In der 47. Minute mussWessels verletzt vom Platz. Er sieht einen Rückpass von Schröder wohl zu spät (vielleicht hat er sich die Spruchbänder der Pillenfans zu genau angesehen), kann den Ball gerade noch vor Überschreiten der Torlinie erreichen und schlägt dabei mit dem Knie an den Pfosten. Bade kommt mal wieder zu einem Einsatz, seine Feldspieler aber nicht mehr ins Spiel.

Die FC-Fans sorgen nochmal für Stimmung, das "You never walk alone" verursacht bei mir eine Gänsehaut. Eine Viertelstunde vor Schluss dann das 2:0 durch Franca. Die Pillen erhalten noch einen Elfmeter, alles schreit nach Butt, doch der darf nicht. Berbatov verschießt. Erwähnenswert wären noch die etwa 288 Spruchbänder unserer Freunde von der anderen Rheinseite. Hier eine Auswahl:

HALLO FUSSBALLZWERG
25 Jahre 1. Liga
CL-FINALIST - ABER NICHT JEDER HAT DIESES GLÜCK
HETEROSEXUL (nicht vertippt)
DERBY-SIEGER
100 Jahre Vereinsgeschichte
IHR SEID DIE NACHKRIEGSRETORTE
NUR SCHWULE KÖLNER BENUTZEN PARISER
(was da von den FC-Fans drauf geantwortet wurde, darf ich nicht schreiben, war aber gut) Und dann das Beste: AUF WIEDERSEHEN IHR HURENSÖHNE, dabei werden dann weiße Taschentücher geschwenkt.
Zum Schluss dann noch: SELBST WOB WAR LAUTER, womit man sich wohl selber meint. Kommentar zu allem: PillePalle.
Da hat sich der "Arbeitskreis Stimmung" wirklich tolle Sachen einfallen lassen.

Leider müssen wir unseren warmen Platz ganz schnell verlassen, es wird etwas ungemütlich. Auf dem Rückweg zum Auto muss Pöbel-Jupp nochmal seinem Namen alle Ehre machen. (üble Nachrede...! Anm. des WM) Naja, man kann ja schließlich nicht wissen, dass man in der Chemiestadt nicht auf dem Fahrradweg laufen darf.

Der Bach führt immer noch klares, braunes Wasser, ist aber anscheinend ein bisschen aufgewühlt. Nochwas: Die Strahler waren nicht umsonst an. Morgen muss ich mir irgendwelche Pillen besorgen, hab Schnupfen. Aber vielleicht ist das der Sinn und Zweck der Strahler?

Paula

 

Spielstatistik:

Bayer Leverkusen : Butt - Fritz, Juan, Nowotny, Placente - Ramelow - Schneider, Babic - Bastürk - Franca (81. Neuville), Berbatov

1. FC Köln: Wessels (49. Bade) - Dogan, Sinkiewicz, Sichone - Schröder, Springer, Voigt - Feulner (81. Grujic), Sinkala (46. Kringe) - Podolski - Scherz

Tore: 1:0 Fritz (21.), 2:0 Franca (73.)

Schiedsrichter: Koop
Zuschauer: 22.500 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Ramelow, Bastürk - Podolski, Sinkiewicz

Bes. Vorkommnisse: Bade hält Foulelfmeter von Berbatov (85.)

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