Benefiz-Spiel: KFC Uerdingen - 1. FC Köln 0:0

Quo vadis, KFC ?

Oder: Gehen in der Grotenburg die Lichter aus?

Am 13.11.2002 trug der 1. FC Köln ein Benefizspiel beim KFC Uerdingen aus, ohne Antrittsgage, um dem finanziell angeschlagenen "Nachbarn" vom Niederrhein zu helfen. Anlässlich dieses Spiels schildert uns eine Gastkommentatorin die Situation aus Sicht einer Krefelderin.

Rückblende: 27.9.1975, Grotenburgstadion: Erstes Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften in der Bundesliga. Zuschauer: 20.000. Bei den Uerdingern mit dabei: Friedhelm Funkel. Endergebnis: 1:1. Erst in der Schlussminute der spannenden Partie konnte Hannes Löhr das Führungstor von Riege ausgleichen.

12.12.2001, Grotenburgstadion: DFB-Pokal. Bisher letztes Aufeinandertreffen der beiden Manschaften in einem Pflichtspiel. Zuschauer 30.000. Bei den Uerdingern als Trainer auf der Bank: Jos Luhukay. Köln gewinnt erst im Elfmeterschießen.

Dazwischen liegen jede Menge spannender Spiele der beiden Mannschaften und jedes Mal volles Haus auf der Grotenburg. Aber das ist längst Vergangenheit.

In der Saison 94/95 kam das Pillenwerk aus Vizekusen auf die Idee, nur noch einen Werksverein unterhalten zu wollen. So wurde dann aus Bayer 05 Uerdingen, die wesentlich mehr Erfolge verzeichnen konnten - z.B. wurde 1985 der DFB-Pokal nach Krefeld geholt - der KFC Uerdingen (sprich Krefelder Fußballclub Uerdingen).

Von nun an geht's bergab. In der Saison 1999/2000 steigt man sogar in die Regionalliga Nord ab. Der Zuschauerdurchschnitt beträgt nur noch ca. 2.500. Der Hauptsponsor und Vorstandsvorsitzende H. Tecklenburg zieht sich zurück. In Krefeld sieht man das mit einem weinenden und zwei lachenden Augen. Man hofft auf neue Sponsoren, doch nichts geschieht. Die Stadt steigt noch einmal als Bürge ein, damit die Lizenzauflagen für die Saison 2002/03 erfüllt werden können. Aber die Sorgen werden immer größer und in den letzten Wochen spricht man sogar von Konkurs.

Am 26.10.2002 besucht Friedhelm Funkel, inzwischen erfolgreicher und bis heute ungeschlagener Trainer vom FC, seine alte Heimat, sieht eine erneute Heimniederlage der Uerdinger und hört von den großen Sorgen. Spontan erklärt er sich bereit, mit seiner Mannschaft beim KFC Uerdingen unentgeldlich anzutreten.

Denn es gibt so viele Gemeinsamkeiten, die den KFC-Uerdingen und den 1. FC Köln verbinden. Nicht nur Spieler, Trainer oder Fans. Der FC und der KFC liegen nicht nur gemeinsam am Rhein, "lieben" gemeinsam die Vereine aus Ostholland und Pillenkusen, nein, auch einige Spieler trugen die Farben blau-rot bzw. rot-weiß.

Angefangen mit Olaf Janssen, über Alex Bade bis hin zu Pele Wollitz. Friedhelm Funkel trug jahrelang das Trikot von Bayer Uerdingen, von 1991 bis 1996 trainierte er die Mannschaft. Und bevor Jus Luhukay Co-Trainer beim FC wurde, trainierte er zwei Jahre den KFC Uerdingen.

Nicht nur Hardcore und Paula, die beide in Krefeld geboren und deren Herz für den 1. FC Köln genauso schlägt wie für den KFC (oder fast so), würden es bedauern, wenn die Lichter in der Grotenburg ausgehen würden. Das wird auch Friedhelm Funkel so sehen, denn er erinnert sich immer gern an die Zeit in Krefeld, egal ob als Spieler oder Trainer, und nicht selten sieht man sein Auto mit dem Kennzeichen "K-FC ..." in Krefeld.

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13.11.2002: Nach dem Aufwachen dachte ich nur, bitte heute nicht auch noch den ganzen Tag Regen. Die Krefelder kann man eh' schlecht von der Couch locken. Die schauen sich dann lieber Bayern München abends im Fernsehen an. An die CL-Spiele an diesem Abend hat wohl auch niemand gedacht, aber die sind ja doch uninteressant. Aber mit nem Bierchen im warmen Wohnzimmer vor dem Fernseher ist doch wohl besser, als im Regen in der Grotenburg stehen.

Petrus öffnete dann gegen 15.00 Uhr nochmal alle Schleusen, dann hörte der Regen auf. Ihn hatten wir also im Bunde und auch diesmal Welle Niederrhein. Ein in Krefeld beheimateter Regionalsender, der aber immer nur über Ostholland berichtet, machte heute Werbung für das Spiel.

Um 18.00 Uhr dann den Uerdingen-Schal und den FC-Schal geschnappt und ab zur Grotenburg. Es könnte ja sein, dass man am Kassenhäuschen Schlange stehen muss. Aber ..... gähnende Leere, na, das kann ja heiter werden. Jupp, der es sich nicht nehmen lassen wollte, sich das vielleicht letzte Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften anzusehen, kam dann auch. Ich konnte dann auch noch einige andere Köln-Fans ausmachen, sagen wir mal, so ca. 50 (?).

Als das Spiel dann endlich begann, konnte der Stadionsprecher ca. 1.000 Zuschauer begrüßen. Ich fand das sehr traurig. Man sieht mal wieder, wieviel den Krefeldern ihr Fußballverein wert ist.

Vom Spiel ist nicht viel zu berichten. Friedhelm ließ in der ersten Halbzeit seine besten 11 antreten (Markus Pröll durfte diesmal ins Tor, Christian Springer fehlte). Bei der Mannschaftsaufstellung fiel mir mal wieder auf, wieviele Spieler bei Köln den Vornamen Markus tragen, nämlich fünf.

Eigentlich war es ein schön anzusehendes Spiel. Bei den Uerdingern war es so wie immer, bis zum Strafraum sieht man ganz gut aus, aber wie man Tore schießt, hat man ihnen wohl immer noch nicht beigebracht. Nach der Halbzeit setzten dann beide Trainer einige Nachwuchsleute ein, und kurz vor Schluss hatte Dustin Heun auf Seiten der Uerdinger die große Möglichkeit zum Siegtreffer. Sein Schuss frei vor dem Torhüter ging jedoch über das Tor.

Über eine sehr nette Geste möchte ich noch berichten. Zwei Kölner Fans kamen auf die Idee für den KFC zu sammeln. Es sollte eine kleine Wiedergutmachung sein für das nicht so tolle Benehmen einiger Kölner Fans beim Pokalspiel (geklaute Blockfahne etc.). Sie sammelten ca. 300,00 Euro, was vom Stadionsprecher lobend mitgeteilt wurde.

Ob dieses Spiel nun wirklich das letzte Zusammentreffen der beiden Mannschaften war, wird sich am Freitag zeigen, denn dann gibt der KFC-Vorstand anlässlich der wirtschaftlichen und sportliches Situation eine Pressekonferenz.

Aber trotzdem, danke an Friedhelm Funkel.

Paula

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